Mittwoch, 6. Juli 2011

Bin ich deutsch?

Kinder zeichnen sich durch ihre Unbeschwertheit und Gutgläubigkeit aus. Die größten Sorgen sind dann, wie man die Eltern doch dazu überreden kann, das neue Fahrrad zu kaufen oder überzeugend krank zu spielen, um nicht in die Schule zu müssen. Aber welches Kind beschäftigt sich schon mit Migrationsdebatten oder den religiösen Ansichten seiner Freunde. Kinder denken einfach! Diese Erfahrung machte ich zumindest. Ich wurde mal in der ersten Klasse gefragt: " Sevil, sag mal du bist doch auch Deutsche, oder?" "Ehm... Ja ich glaube schon!" Ich hatte mir bis dahin noch nie Gedanken gemacht, was ich sei. Aber ich bin doch in Deutschland geboren, dem zu Folge müsste ich doch auch Deutsche sein. Mein nicht- deutsch klingender Name warf diese Frage in die Runde. Für alle war klar- Sevil ist hier geboren, sie kann Deutsch, also ist sie auch Deutsche.

Jahre später musste ich dann die Feststellung machen, dass nicht alle so unkompliziert denken wie Kinder. Das Wort Ausländer hörte ich öfter, als mir lieb war. Aber ich war doch bis vor kurzem noch Deutsche dachte ich? Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie sollte man denn seine Rolle in der Gesellschaft finden, Vorbilder und Identifikationsmöglichkeiten haben, wenn man nicht mal wusste, wer man eigentlich ist? Wie sollte man denn Deutscher sein, wenn man nicht so behandelt wurde. Die Suche nach mir selbst begann. Wer bin ich? Wieso bin ich anders? Und wann ist man Deutscher? Und vor allem: Wieso ist das so wichtig deutsch zu sein?

Eine Antwort auf alle Fragen habe ich noch nicht gefunden. Aber eins weiß ich jetzt: Ich bin ein Mensch, der nicht in irgendeine Schublade gesteckt werden möchte. Ich bin einfach ich. Ein wenig deutsch. Ein wenig türkisch. Ein wenig pünktlichkeitsliebend, ein wenig unorganisiert. Manchmal ehrgeizig, manchmal einfach gelassen und faul. Von allem etwas. Und ganz ehrlich, wieso mich für eins entscheiden, wenn ich auch beides haben kann: Ein wenig Pommes, ein wenig Döner.

Sonntag, 13. März 2011

Schwarzer Diamant

Hell, leuchtend, edel. Das sind Eigenschaften, die wir mit Diamanten assoziieren. Ein Diamant ist ein wertvolles Mineral, bestehend aus Kohlenstoff. Eine Faszination der Natur.
Ein Diamant ist nichts schwarzes und alles was schwarz ist, kein Diamant. Also was genau hat es auf sich mit der Farbe Schwarz und einem Edelstein?


Schwarze Diamanten habe ich meinen Blog deshalb genannt, weil ich zunächst an meine Herkunft dachte- Türkei. Mein Opa kam als Gastarbeiter (wie ich dieses Wort doch liebe) nach Deutschland, um das wovon er sein täglich Brot verdiente, hier fortzuführen. So ging er seinem Beruf als Bergarbeiter, oder wie man im Ruhrgebiet liebevoll sagt- Kumpel, hier weiterhin nach. Kohle wird hier verschönernd als "Schwarzes Gold"  benannt und in der Türkei als "Schwarzer Diamant" bezeichnet. Hauptsächlich in dem Gebiet der Türkei, das ähnlich wie das Ruhrgebiet bekannt für den Kohleabbau ist- Zonguldak. So kam es also das ich einen Namen wollte, der Hindernisse überspannen und Zusammenhänge verdeutlichen kann. Von Zonguldak zum Ruhrgebiet. Von der Türkei nach Deutschland. Von Kohle zu Diamanten. 



Donnerstag, 27. Januar 2011

Ein Rohdiamant

Wer kennt das nicht? Spätestens kurz vor der Beendigung der Schule, stellt sich jedem die Frage: Was will ich überhaupt werden? Für mich war bereits während meines Abiturs klar, ich möchte Journalistin werden. Unbedingt!

Wieso gerade Journalistin? Ich denke, dass es auch Schicksal war. Aber zunächst einmal auch der Wunsch etwas zu verändern auf dieser Welt. Sicherlich möchte jeder, dass etwas anders wird. 
Aber hierbei wünsche ich es mir nicht am meisten für mich, sondern für all diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, etwas zu verändern! Die, die in ihr Schicksal hineingeboren werden, ohne jegliche Schuld unter den Taten anderer leiden. Diejenigen, die am wenigsten was für die Ungerechtigkeiten dieser Welt können. Für alle, denen es nicht zugeschrieben ist, ihr Leben zu bestimmen oder eigene Entscheidungen zu treffen. Ich möchte Veränderungen, für die, die es am wenigsten verdienen, aber am härtesten gestraft sind. Für all die, deren einzige Hoffnung in Menschen gesetzt sind, die ihre Chancen dazu nutzen, ihnen zu helfen. Diejenigen, dessen Möglichkeiten am schwächsten aber deren Herzen am stärksten sind- für Kinder! 
Kinder deren einzige Schuld es ist, schwarze Haare zu haben oder in einem Land geboren zu sein, das zu schwach oder zu habgierig oder zu größenwahnsinnig ist, und nicht davor abschreckt dafür ihr Blut zu vergießen. Kinder die nicht das Recht haben entscheiden zu dürfen ob sie lieber leben möchten oder sterben. Kinder dessen Schicksal es ist, für die Habgier und Materialismusgeilheit der Erwachsenen mit ihren Gliedmaßen, ihren Familien oder sogar mit ihrem Leben zahlen zu müssen. All diese Bilder von Kindern die in ihrer eigenen Heimat durch Kriege heimatlos gemacht worden sind. Die in eine riesige Familie hineingeboren worden, und dann zu Weisen gemacht worden sind. Die unschuldigsten von allen. Die egal wie alles ausgeht, diesen Krieg sowieso verloren haben, weil ihre Kindheit damit geprägt ist, jede Minute um ihr Leben fürchten zu müssen. Kinder die nur eine einzige Freude kennen- am nächsten Tag noch einmal aufwachen zu dürfen. Kinder dessen Spielplatz nur einen Namen hat. Krieg.

Aber nicht nur diese Ungerechtigkeit gibt es, die verändert werden muss! Doch diese ist es, die mich am allermeisten geprägt und berührt hat. Diese Bilder, die uns bei aktuellem Anlass in den Medien begegnen, wir aber sofort umschalten oder umblättern. Dessen Einzelheiten wir gar nicht erfahren möchten. Bilder vor denen wir einfach unsere Augen verschließen- alle sehen weg, aber keiner sieht hin. Wieso auch, diese Bilder und Ereignisse sind ja nicht hier bei uns, sondern ganz weit weg. Und sie betreffen uns auch nicht, sondern nur die armen, und dummen Menschen, dessen eigene Schuld es ist. Wir, wir sind Europäer. Uns wird so etwas doch nie widerfahren. Wieso also, sollten wir uns für Dinge einsetzen und interessieren, die uns nichts angehen?
Diese Frage lasse ich offen. Es soll jedem selbst überlassen sein sie zu beantworten.